In meiner Bubble

Seit längerem tue ich mich schwer etwas in meinem Blog zu schreiben. Zuerst wollte ich diesem Poste den Titel «ich sehe schwarz» geben. Wenn sich in einigen 1000 Kilometer Entfernung die Menschen zu Tode schiessen, die Energieversorgung demnächst zusammenzubrechen droht, der Planet früher oder später durch die Klimaerwärmung unbewohnbar werden könnte und falls dies nicht eintreffen sollte, immer noch die Möglichkeit besteht, dass man uns mit Atomwaffen in die Luft sprengt, dann fand ich diesen gar nicht so unangebracht.

Aber als ich den Dokumentarfilm «The Bubble» gesehen habe, hab ich’s mir nochmals überlegt.

Der Film handelt von Pensionierten Amerikanern die sich in Florida in eine Luxus Einfamilienhaus Siedlung zurückgezogen haben und dort in einer Art eignen Welt leben. Der Ausdruck «in einer eignen Welt» ist hier wirklich zutreffend, denn die sogenannten Villages haben heute bereits eine Ausdehnung von 142 Quadratkilometern, haben eigne Einkaufszentren und sogar einen eignen Radiosender, der nur gefilterte und passende Informationen verbreitet die nicht gemütsschädigend sind. Die 54 Golfplätzen, 96 öffentlichen Swimmingpools, unzähligen Freizeitanlagen und Clubs runden das Angebot ab.

In der letzten Zeit höre und lese ich oft Sätze, die sich sinngemäss zum Thema der Abschottung aus der Gesellschaft äussern: «Ich schaue die Tagesschau nicht mehr, ich höre keine Radionachrichten, ich will mir nicht die Laune verderben lassen, ich will den Tag positiv beginnen und vor allem das Gute sehen.» Eine gewisse Verwandtschaft dieser Sätze mit den Sätzen der Menschen unter der Bubble von Orlando scheint darum sehr naheliegend.

Und darum habe ich mich dazu entschlossen, mich wieder in meine eigene Bubble zurück zu ziehen und hier kurz über meinen Sommerurlaub zu schreiben den ich in der Genfersee Region verbringen durfte. Denn dieser Blog soll auch etwas ein Zeitdokument für mich werden, was habe ich wann, wo gemacht. Darum sind die Belanglosigkeiten die ich hier zum Besten gebe auch in erster Linie für mich bestimmt, wenn es allerdings jemand lesen sollte, dann wünsche ich viel Spass dabei.

Es ist bereits das zweite Mal, dass ich das kleine, schöne Rebhäuschen in Rivaz reserviert hatte, wohlgemerkt ein Jahr im Voraus. Wenn ich mir das Chaos an den Flughäfen, bei der Bahn und auf den Strassen anschaue, dann hatte ich wohl den richtigen Riecher, dass uns Corona noch länger beschäftigen würde als gedacht. Unsere 2.5 Stunden Anreise inkl. der Fahrräder auf dem Fahrradträger war im Vergleich dazu sehr entspannt.

Wir hatten durchwegs schönes Wetter, der gratis Strand in Rivaz wurde darum rege genutzt. Generell finde ich es toll, wie in der Genfersee Region die öffentlichen Badeplätze mit Infrastruktur wie Toilette, Umkleidekabine und Dusche gratis zur Verfügung stehen. Bei uns in der Deutschschweiz hätte man da schon lange ein Kassier Häuschen hingestellt und bei den Parkplätzen eine Parkuhr angebracht.

Die tägliche Dampfschiff Parade gab es jeden Tag am Strand gratis dazu.

Die erste Wanderung unternahmen wir dann im Hinterland von Vevey, von Bloney aus bis Les Avants. Da man mit der Touristkarte in sämtlichen Zonen in der Region kostenlos ÖV fahren kann, bewegt man sich hauptsächlich mit der Bahn hin und her, was der persönlichen Entspannung sicherlich zugute kommt.

An einem Morgen, an dem das Wetter noch nicht so sonnig und heiss war, haben wir uns entschlossen die Salz Mine in Bex zu besuchen. Seit 1554 werden dort Stollen in den Berg getrieben und über ein weit verzweigtes Netz von Tunneln Salz aus dem Berg gespült.

Der Besuch ist allerdings nichts für Leute mit Platzangst, man fährt mit einem echten Grubenzug in den Berg ein.

Das Salz kann dort nicht so einfach aus dem Berg herausgebaggert werden. Für die Gewinnung werden Bohrungen in den Berg getrieben aus diesen dann mittels Wasser dieses herausgespült wird. Danach wird das Salzhaltige Wasser ins Thal gepumpt wo es dann mittels Trocknung, aus dem Wasser extrahiert wird. Ganz schön Aufwendig der Prozess.

Als kleinen Nebenerwerb lagert die Mine auch Käse und Wein ein. Die konstanten Temperaturen und die konstante Luftfeuchtigkeit begünstigen anscheinend die Reifung.

Das besonders reine «Fleur des Alps» Salz wird im Berg selber noch in handarbeit gewonnen. Es ist das reinste Salz das es gibt, ohne Zusatzstoffe.

Die nächste Wanderung führte uns auf einen der höchsten Punkte in der seenahen Region. Von Haute Caux bis Rochers de Naye waren es nur 7km, allerdings auch rund 900 Höhenmeter. Die angenehmen Temperaturen machten die Wanderung aber zum Vergnügen und man wurde belohnt mit einer fantastischen Sicht auf den Genfersee.

Es gibt so viele schöne Plätze in der Gegend, das Wasser ist kristallklar und je nach Sonneneinstrahlung oft richtig kitschig türkis blau. Ich kann nur jedem empfehlen die Gegend mal zu besuchen, man verpasst sonst etwas.


Und wie immer am Schluss eines solchen Postes, Schön wars!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert