Der Zufall wollte es, dass ich mir bereits im letzten Jahr vorgenommen hatte den Sommerurlaub in Schweiz zu verbringen. Angesichts der momentanen Situation war dass im Nachhinein gesehen gar keine so schlechte Idee. Eigentlich war die Region um den Genfersee für zwei Wochen als Urlaubsort gewählt. Aufgrund von Terminproblemen musste ich kurzfristig umdisponieren und habe eine Woche Genfersee gegen eine Woche Wanderurlaub in Grindelwald getauscht. Entsprechend gespannt war ich, wie sich der Sommer in den Bergen erleben lässt, denn ich hatte diesen noch nie dort verbracht. Die gewählte Ferienwohnung in einem typischen Grindelwalder Chalet lag etwas oberhalb vom Dorfzentrum am Rande der Weiden und war darum sehr ruhig.
Sie war sehr modern eingerichtet und bot eine ausgezeichnete Sicht vom Balkon auf den Eiger.
Da sich das Wetter am Tag nach der Anreise geradezu perfekt präsentierte, wurde als erstes ein Ausflug aufs Jungfrau Joch unternommen. Dies hatte zwar nicht viel mit Wandern zu tun, da man die Strecke vollständig mit der Bahn zurücklegt.
Das Jungfrau Joch ist nach meiner Meinung ein «must see» in der Region. Die Höchstgelegenen Bahnstation Europas auf befindet sich dort 3454 über Meer. Auf der Aussichtsplattform des Sphinx Observatoriums hat man an einem so wolkenlosen Tag eine grandiose Aussicht auf den Aletschgletscher
und auf das schweizerische Mittelland.
Allerdings teilt man sich diese Aussicht mit anderen gefühlten 1000 Touristen die das Joch jeden Tag förmlich überrennen.
Einzig die Bergdohle fühlte sich anscheinend ganz wohl in dem Getümmel. Diese sass die ganze Zeit auf den Masten und beobachtete das Geschehen.
Wie schon eingangs geschrieben, ein «must see». Wenn man es aber schon mal gesehen hat, kann man in Zukunft sicherlich darauf verzichten, denn die Menschenmassen werden nicht weniger wenn die Asiaten wieder reisen können.
Nach einer längeren Wanderung auf das Faulhorn bei etwas windigen Wetter
wurde am darauffolgenden Tag eine weitere Wanderung auf dem Plateau der Schynige Platte unternommen. Die Anfahrt zum Plateau unternimmt man am besten mit der Antiken Zahnradbahn. Die 1914 elektrifizierte Bahnstrecke wird immer noch mit den damals beschafften Elektrolokomotiven fahrplanmässig betrieben.
In dem hoch gelegenen Alpengarten blühen Edelweiss,
Enzian und weitere schützenswerte Gebirgspflanzen in ihrer natürlichen Umgebung oberhalb der Waldgrenze. Auf einem etwa ein Kilometer langen Rundgang kann man zwei Drittel der gesamten Alpenflora betrachten.
Auf der danach unternommenen Wanderung rund um das Plateau hat man eine schöne Fernsicht auf die gegenüberliegenden Berner Alpen und auf der anderen Seite, steilabfallend die Sicht auf den türkisblauen Brienzersee.
Danach hatten wir Lust einen Ausflug per Fahrrad zu planen. Die Wasserfälle der Rosenlaui Schlucht seien eine Besichtigung wert informierte man mich vor dem Urlaub. Darum kurzerhand eine schöne Fahrradtour zu den Wasserfällen mit anschliessenden Baden im Brienzersee geplant. Schnell stellte sich heraus, dass wir uns wohl uns ein E-Bike leiste müssen.
Die über 1300 Höhenmeter Anstieg sind scherlich für meine Kondition zu viel. Unter dem Motto «haste keine Kondition, dann brauchst du Strom» machten wir uns zur Fahrradvermietung auf.
Auf der Grossen Scheidegg angekommen war ich aber trotz Elektrounterstützung ganz schön durchgeschwitzt. Ich habe es mir nicht nehmen lassen und bin die Steigung nicht mit voller Unterstützung gefahren. Ich wollte so den Akku etwas schonen da dort oben erst etwa 1/3 der Tour absolviert waren und beim Brienzersee doch noch einige kurze Anstiege zu meistern sind.
Nach einer fetzigen Abfahrt machten wir an unserem Ausflugsziel, der Rosenlaui Gletscherschlucht halt.
Über einen gesicherteren Weg von 573 Metern Länge mit mehreren Tunnels gelangt man in die Schlucht hinein. Was anfangs mit einem schönen Wasserfall anfängt
entwickelt sich zum tosenden und reissenden Wildwasser je tiefer man in die Schlucht hineingelangt.
Gegen ende ist man dem Wasser so nahe, dass man förmlich von der Gischt geduscht wird. Der Lärm des Wassers, dass mit bis zu 6000 Liter pro Sekunde herunter stürzt, ist ohrenbetäubend, die Naturgewalt atemberaubend.
Weiter unten im Tal kommt man dann am altehrwürdigen Belle-Epoque-Hotel aus dem Jahre 1905 vorbei. Dieses ist heute immer noch der damaligen Zeit entsprechend eingerichtet und bietet Zimmer nur mit Dusche/ WC auf dem Gang an.
Am letzten Abend machte ich noch dieses schöne Foto vom Eiger bevor wir uns zum Genfersee aufmachten
um in unserem kleinen Winzerhäuschen, mitten in den Lavaux Weinbergen den zweiten Teil des Sommerurlaubs zu verbringen.
There is more to come, stay tuned!